Mama, Papa, ich werd' Fußballprofi! • Unser neues Leben am Spielfeldrand by Ursula Engel & Bernd Ulrich

Mama, Papa, ich werd' Fußballprofi! • Unser neues Leben am Spielfeldrand by Ursula Engel & Bernd Ulrich

Autor:Ursula Engel & Bernd Ulrich [Engel, Ursula]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783644499911
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2014-09-15T22:00:00+00:00


Beim nächsten Training beim SCC fragten natürlich alle, wie denn das Training bei Hertha gewesen sei. Ich erzählte von meinen neuen Erkenntnissen und davon, dass vieles doch ganz anders sei, als man es uns in den letzten Jahren erzählt hatte. Unsere Freunde hörten mit Interesse zu. Auch sie hörten vieles davon zum ersten Mal. «Was, die müssen die Zeugnisse zeigen?», dieser Aspekt verwunderte am meisten. Nun blieben nur noch wenige gemeinsame Trainingseinheiten bis zum Ende der Saison. Jürgen hatte die Mannschaft inzwischen verlassen. Übergangsweise «trainierten» jetzt die Väter. Es war Spaßtraining mit hohem Spielanteil. Ein neuer junger Trainer war in Aussicht, einer mit großen Plänen für die verbliebene Mannschaft, die er nun neu aufbauen wollte. Er wirkte ambitioniert, machte einen sympathischen Eindruck. Ganz kurz durchzuckte mich der Gedanke, ob es nicht doch schön wäre, hier zu bleiben. Aber um mich ging es nicht. Und meinem Sohn brauchte ich diese Frage gar nicht zu stellen. Er hatte längst seine Reise angetreten und freute sich riesig darauf, dass es jetzt endlich richtig losgehen würde mit ihm, dem Fußball, mit Hertha, dem Profiverein.

Wie angekündigt meldete sich der Trainer bald und lud Fritz zum letzten Turnier der Saison ins Berliner Umland ein. Mehrere Tage würde man dort bleiben. Am Abend klingelte es dann an der Tür. Es war die Hertha-Betreuerin, neben ihr eine riesige Hertha-Tasche mit allen möglichen Trainingsklamotten. «Schön, dass ihr dabei seid», sagte sie und stellte sich vor. Dann zeigt sie auf die Riesentasche. «Das sind die Sachen für das Wochenendturnier. Die meisten Sachen sind gebraucht», entschuldigte sie sich, «aber im Sommer gibt es eine neue Ausrüstung. Für das Turnier müsste es aber reichen.» Sie streckte mir noch einen Umschlag entgegen mit den Telefonnummern des Trainerteams und der Spieler. Schließlich erinnerte sie mich daran, die Formalitäten möglichst schnell zu erledigen. Fritz brauchte eine Spielberechtigung für den neuen Verein. Termine mussten eingehalten werden. «Wenn du Fragen hast, ruf mich einfach an», sagte sie und war auch schon wieder weg.

Als der Vater am Abend nach Hause kam, führte Fritz seine neue Hertha-Ausrüstung vor. Dass die meisten Sachen zu groß und auch schon ganz schön abgenutzt waren, machte ihm nichts. Der Vater und ich guckten uns, als unser Sohn ganz in Blau-Weiß vor uns posierte, etwas beklommen an. Wehmut machte sich breit. Eine schöne Zeit mit unserem Sohn, den Freunden und dem Fußball war zu Ende. Noch waren wir uns nicht sicher, was uns bei Hertha erwarten würde. Die Herzlichkeit des Familienvereins war vorbei. Distanz und Konkurrenz würden ab sofort sicher eine größere Rolle spielen. Für den Trainer waren die Kinder jetzt die Hauptansprechpartner. Weder er noch die Betreuerin hatten einen Sohn in der Mannschaft. Das allerdings empfand ich als große Entlastung. Dass das auch gewisse Verpflichtungen und Verhaltensregeln mit sich brachte, sollte uns erst später bewusst werden. Auf jeden Fall würde die nächste Saison anders werden als die vorangegangenen. Viele neue Begegnungen am Spielfeldrand waren uns sicher, das brachte dieser Sport einfach mit sich. Auch bei dem Vater und mir überwog schon bald die Neugierde auf diesen ganz neuen Rahmen für das Fußballspielen.



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